Akut- und Notfallmedizin
Die Hire a Doctor Group unterstützt eine moderne Notfallversorgung durch die Vermittlung von qualifiziertem Fachpersonal in Medizin, Rettung und Pflege.
Viele Notaufnahmen in deutschen Krankenhäusern sind konstant überlastet. Das Notfallreformgesetz soll bis 2028/29 Entlastung bringen, aber eine gezielte fachliche Spezialisierung auf die Notfallmedizin von Beginn an, wie sie in 23 von 27 EU-Staaten praktiziert wird, ist bisher in Deutschland nicht möglich. Braucht es mehr als die bisher geplante Notfallreform? Sollte eine eigenständige Facharztweiterbildung Notfallmedizin eingeführt werden? Was bedeutet die Reform für die Qualität der Notfallversorgung? Inwiefern profitieren Notfallmediziner:innen von den Änderungen? Diesen Fragen gehen wir auf dieser Seite nach.
Welche Ziele verfolgt das Notfallreformgesetz?
Die geplante Einrichtung von bundesweit über 400 Integrierten Leitstellen und Integrierten Notfallzentren ist ein zentraler Baustein der aktuellen Reform. Im Kern geht es darum, die klinischen Notaufnahmen zu entlasten, Patienten schneller in die richtige Versorgungsebene zu bringen, begrenzte Ressourcen effizienter einzusetzen und Belegungstage zu reduzieren.
Dabei stehen mehrere Aspekte im Vordergrund:
Weniger Personalbindung in den Fachabteilungen: Ärztinnen und Ärzte sollen sich stärker auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können, statt mit einer hohen Zahl an nicht-dringenden Notfällen belastet zu werden.
Schnellere und bessere Patientenversorgung: Durch die Bündelung aller Anlaufpunkte soll die Versorgung patientengerecht, effizient und ohne lange Umwege erfolgen.
Effizientere Strukturen und Kostenersparnis: Weniger Doppelstrukturen und klar definierte Versorgungswege können langfristig auch finanzielle Vorteile bringen – für Kliniken wie für das Gesundheitssystem insgesamt.
Outsourcing denkbar? Diskutiert wird zudem, ob eine teilweise Auslagerung von Notfallzentren an spezialisierte Träger sinnvoll wäre. Dies könnte zwar organisatorische Vorteile bringen, birgt aber auch Risiken für die Qualität und flächendeckende Verfügbarkeit der Versorgung.
Sollten Rettungsdiensteinsätze als eigene notfallmedizinische Leistung abgerechnet werden?
Der Sachverständigenrat im Gesundheitswesen empfiehlt, dass Einsätze des Rettungsdienstes künftig als eigenständige, präklinische notfallmedizinische Leistung abgerechnet werden. Aktuell besteht kein Anspruch auf Kostenersatz für eine abschließende Versorgung vor Ort durch den Rettungsdienst. Dieses Fehlanreizsystem sorgt für unnötige
Transporte in Krankenhäuser, wo die Behandlung weitaus mehr Kosten verursacht als eine Vor-Ort-Be-
handlung durch den Rettungsdienst.
Eine Neuregelung hätte mehrere Vorteile:
Direkte Entlastung der Notaufnahmen
Patientinnen und Patienten könnten häufiger bereits zuhause oder am Einsatzort versorgt werden, ohne unnötig in die Klinik gebracht zu werden.
Höhere Wertschätzung für den Rettungsdienst
Die präklinische Notfallmedizin wird als eigenständiger Leistungsbereich anerkannt.
Gezieltere Nutzung von Ressourcen
Kliniken gewinnen Zeit und Personal für echte stationäre Notfälle.
Transparenz in der Kostenstruktur
Krankenkassen, Leistungserbringer, Patientinnen und Patienten profitieren von klar geregelten Abrechnungswegen.
Stand 2025 gibt es noch keine bundesweit einheitliche Regelung. Zwar laufen Modellprojekte in einzelnen Bundesländern, die zeigen, dass diese Abrechnungsform sinnvoll sein kann, im Regelbetrieb ist das Konzept jedoch noch nicht angekommen. Ziel ist es, diese Lücke in den kommenden Jahren systematisch zu schließen.
Was würde es bringen, wenn nicht nur Fahrten von Rettungswagen in Kliniken, sondern auch Fahrten von Rettungswagen in ambulante Einrichtungen von den Kassen finanziert würden?
Entlastung der Notaufnahmen
Wenn Patienten, die nicht vor Ort vom Rettungsdienst behandelt werden können, aber auch keinen stationären Aufenthalt benötigen, direkt zu ambulanten Einrichtungen gefahren würden, sänke das Patientenaufkommen in den Notaufnahmen. Dadurch könnte Personal entlastet und der Fokus stärker auf echte Notfälle gelegt werden.
Kostenverringerung
Ambulante Einrichtungen sind in der Regel kostengünstiger in der Versorgung als stationäre Kliniken. Würden Fahrten dorthin finanziert, könnten Hochleistungs-Klinikressourcen geschont und teure stationäre Prozesse reduziert werden.
Bessere Patientensteuerung & passendere Versorgung
Patienten könnten direkt auf die Versorgungsebene gebracht werden, die ihren medizinischen Bedürfnissen entspricht. Das würde Wartezeiten reduzieren, unnötige Klinikbesuche vermeiden und das Versorgungsangebot insgesamt effektiver machen.
Verbesserung der Zugänglichkeit
In Regionen, in denen Krankenhäuser weit entfernt sind, könnten ambulante Einrichtungen eine wichtige Zwischenstation bieten.
Stärkung der ambulanten Strukturen
Durch eine solche Finanzierung würde die Rolle der ambulanten Versorgung gestärkt, was langfristig zu besseren Strukturen, mehr (Notdienst-)praxen oder Ambulanzdiensten führen könnte. Dies unterstützt auch die Forderungen nach einer besseren Verzahnung zwischen Rettungsdienst, Notfallmedizin und der vertragsärztlichen bzw. ambulanten Versorgung.
Was sind die größten Vorteile der interdisziplinären Zusammenarbeit in der Notfallmedizin?
Die größten Vorteile einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Notfallsanitäter:innen, (Tele-)Notärzten und -ärztinnen, Notfallpflegenden, Notfallmediziner:innen und Physician Assistants liegen in einer optimierten und qualitativ hochwertigeren Patientenversorgung sowie effizienterer Nutzung der Ressourcen.
Eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Fachkräften in der Notfallmedizin bringt klare Vorteile im klinischen Alltag:
Schnellere, gezieltere Behandlung: Durch den Einsatz unterschiedlicher Kompetenzen und die gemeinsame Abstimmung wird eine effizientere Ersteinschätzung und Anpassung der Prozesse im Notfall ermöglicht, zum Beispiel über standardisierte Protokolle und Algorithmen.
Verbesserte Patientenprognose: Studien zeigen, dass Patienten und Patientinnen durch die verzahnte Arbeit der Teams kürzere Wartezeiten, höhere Zufriedenheit und eine signifikant bessere medizinische Prognose erleben.
Effiziente Nutzung der Ressourcen: Die Zusammenarbeit führt zu weniger Doppelstrukturen, klaren Abgrenzungen der Aufgaben und einer ressourcenschonenden Versorgung. Dies spart Kosten und bringt mehr Zeit für komplexe Fälle.
Optimale Ausbildung und Kompetenzentwicklung: Bei interdisziplinären Teams werden alle Beteiligten kontinuierlich geschult. Insbesondere komplexe Notfälle wie Polytrauma oder akute Vitalbedrohungen werden gemeinsam bewältigt, so dass die Erfahrung aller Beteiligten wächst.
Höhere Innovationskraft: Die Kombination aus Pflegekompetenz, medizinischem Know-how und digitaler Unterstützung etwa durch Tele-Notärzte verbessert insgesamt die Qualität, Geschwindigkeit und Patientensicherheit.
Die moderne Notfallmedizin profitiert von einer engen, multiprofessionellen Zusammenarbeit, welche von Experten und Fachgesellschaften als Schlüssel zur Weiterentwicklung und Qualitätssteigerung empfohlen wird.
Wie kann die Hire a Doctor Group bei der Zusammenstellung interdisziplinärer Teams helfen?
Die Hire a Doctor Group vermittelt alle in der Akut- Notfallmedizin tätigen Fachkräfte für befristete Einsätze an Krankenhäuser und Rettungsdienste:
Notfall- und Rettungsanitäter:innen
Notfallpflegende und Physician Assistants
Bei kurzfristigen Personalengpässen oder Belastungsspitzen unterstützen Vertretungskräfte der Hire a Doctor Group das Stammpersonal vor Ort. Natürlich helfen wir auch bei absehbaren Personalengpässen bedingt durch Elternzeit, Fortbildung oder Urlaubssaison mit qualifizierten Vertretungskräften aus.
Außerdem unterstützt die Hire a Doctor Group Kliniken und Rettungsdienste bei der Besetzung offener Stellen. Unsere Personalberatung identifiziert sowohl passende Fach- und Führungskräfte in der Notfallmedizin als auch Leitungskräfte im Rettungsdienst, stellt sie den Gesundheitseinrichtungen vor und begleitet den gesamten Bewerbungsprozess, wenn gewünscht, bis hin zum Onboarding.

Wie wirkt sich die Notfallreform auf die Berufschancen von Notfallmediziner:innen aus?
Die Berufsperspektiven für Notfallmediziner:innen dürften sich durch den geplanten Ausbau moderner Versorgungsstrukturen im Zuge der Notfallreform deutlich verbessern.
Zudem setzt das neue Curriculum der DGINA (Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin) erstmals klare Standards für eine mögliche eigenständige Facharztweiterbildung in der Notfallmedizin.
Durch die fünfjährige, praxisorientierte Facharztweiterbildung würde Notfallmedizin als eigenständiges Fach etabliert. Damit könnten Mediziner:innen gezielt von Anfang an in diesem Bereich tätig werden, statt wie bisher als Ärztin/Arzt anderer Fachrichtungen die zweijährige Zusatzweiterbildung Klinische Akut- und Notfallmedizin absolvieren zu müssen.
Die Reform macht den Weg frei für eigene Lehrstühle, Forschung und Lehre sowie den Aufbau interdisziplinärer Teams in den Kliniken.
Während der Facharzt für Notfallmedizin in 23 von 27 EU-Staaten bereits etabliert ist, wird in Deutschland noch über die Einführung des neuen Curriculums als Ergänzung der aktuellen Zusatzweiterbildung Klinische Akut- und Notfallmedizin diskutiert. Die Einführung der neuen Facharztweiterbildung würde auch die Anerkennung internationaler Abschlüsse erleichtern und den medizinischen Austausch fördern.
Bereits heute zeigt sich ein starkes Interesse bei Medizinstudierenden. Auch in einer Online-Umfrage unter DIVI-Mitgliedern im Juni 2025 sprachen sich 46,4 Prozent der Befragten für die Einführung eines Facharztes Notfallmedizin aus. Die Karriereoptionen machen den Beruf wettbewerbsfähig und vielseitig und versprechen eine vielseitige Tätigkeit jenseits des klinischen Schichtdienstes.
Durch die Schaffung eigener Strukturen dürften flexiblere Arbeitsmodelle und ein besseres Teamklima entstehen. Beides sind wichtige Faktoren gegen den Fachkräftemangel und für eine nachhaltige Personalbindung.
Wie würde ein Facharzt für Notfallmedizin die Abläufe in der Notaufnahme verbessern?
International ist der Facharzt für Notfallmedizin bereits seit Jahren Standard. In Deutschland gilt er in diversen Fachkreisen als logischer und notwendiger Schritt, damit Notaufnahmen zukunftssicher werden und im europäischen Vergleich mithalten können. Mit einem Facharzt für Notfallmedizin ließe sich danach die Arbeit in der Notaufnahme effektiver gestalten, da klar definierte Zuständigkeiten und eine umfassende Expertise vorhanden wären.
Eindeutige Zuständigkeit und Verantwortung: Die Frage „Welches Fach ist zuständig?“ entfällt, denn Notfallmediziner:innen übernehmen die Erstbetreuung aller Akutpatientinnen und -patienten. Dadurch werden komplexe Fälle schneller und gezielter behandelt, ohne dass internistisch, chirurgisch oder gynäkologisch „zugewiesen“ werden muss.
Steigerung der Effizienz: Notfallmediziner:innen sind speziell für die komplexen und oft uneindeutigen Notfälle ausgebildet. Sie können schnell eine fundierte Ersteinschätzung und Therapie vornehmen und die weitere Versorgung optimal steuern.
Bessere Kommunikation und Zusammenarbeit: Die Einführung eines Facharztes für Notfallmedizin würde die Kommunikation zwischen Medizin, Pflege und Rettungsdienst stärken und Struktur in die Triage, Diagnostik und Versorgung bringen.
Entlastung anderer Fachbereiche: Die Belastung der Fachabteilungen wird reduziert, da die Erstversorgung und Zuweisung zentral geregelt wird. Es entsteht keine „Arbeitsschieberei“ zwischen den Abteilungen mehr, wie es bislang häufig der Fall war.
Patientenzentrierte Versorgung: Die betroffenen Patient:innen profitieren von einer schnellen und hochwertigen Betreuung, bei der Behandlung, Diagnostik und Entscheidung aus einer Hand erfolgen.
Was sind die drei Stufen der Notfallversorgung?
Das gestufte System der Notfallstrukturen des Gemeinsamen Bundesausschusses umfasst drei Versorgungsstufen, die sich in Komplexität und Ausstattung voneinander unterscheiden.
Basisnotfallversorgung (Stufe 1)
- Krankenhäuser dieser Stufe bieten die grundlegende Notfallversorgung
- Sie müssen eine chirurgische und internistische Abteilung vorhalten
- Eine Zentrale Notaufnahme sowie eine Intensivstation mit mindestens sechs Betten sind vorgeschrieben
Erweiterte Notfallversorgung (Stufe 2)
- Krankenhäuser halten zusätzliche Fachabteilungen und mehr Intensivbetten vor, um komplexe Patienten professionell und sicher behandeln zu können
- Erweiterte technische Ausstattung (wie Magnetresonanztomographie oder notfallendoskopische Angebote) und ein Hubschrauberlandeplatz sorgen für größere Versorgungsmöglichkeiten
- Beobachtungsstationen sowie klar zugeordnete ärztliche und pflegerische Leitung gehören zur Struktur
Umfassende Notfallversorgung (Stufe 3)
- Diese Stufe bietet die höchste Versorgungsqualität und damit einhergehende personelle sowie technische Ausstattung
- Es werden alle für die Notfallmedizin relevanten Fachabteilungen mit spezialisierter Expertise vorgehalten
- Die Patienten profitieren von umfassenden diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten und kurzen Wartezeiten im Ernstfall